Das Notwegerecht
11. September 2024Wann liegt ein Unfall vor?
11. September 2024Wenn die Unfallversicherung nicht zahlt
Wenn eine Unfallversicherung nicht zahlt: Schritt-für-Schritt-Anleitung für Versicherungsnehmer
Wenn die private Unfallversicherung die Leistung verweigert, ist das für den Versicherungsnehmer oft ein schwerer Rückschlag. Gleiches gilt, wenn die Unfallversicherung nur einen Teil bezahlt oder zu wenig bezahlen will.
Um in einer solchen Situation die bestmöglichen Chancen auf eine erfolgreiche Durchsetzung der Ansprüche zu haben, solltest Du folgende Schritte beachten:
Prüfen der Ablehnungsgründe
Zunächst ist es wichtig, den genauen Ablehnungsgrund der Versicherung zu kennen. Dieser wird in der Regel in einem Ablehnungsschreiben genannt. Gemäß § 158n Abs. 1 VersVG muss die Ablehnung zumindest mit der Anführung einer ihr zugrunde gelegten Tatsache und gesetzlichen oder vertraglichen Bestimmung begründet sein.
Häufige Gründe für eine Verweigerung der Leistung sind:
- Fehlende oder unvollständige Unterlagen.
- Es liegt kein Unfall vor. Mehr dazu erfährst Du in diesem Artikel.
- Falsche oder unzureichende Gesundheitsangaben bei Vertragsabschluss.
- Es liegt ein Ausschlussgrund (Risikoausschluss) vor, wie beispielsweise
- Alkohol, Suchtgifte oder Medikamente haben Ihr Bewusstsein wesentlich beeinflusst.
- Der Unfall ist bei Risikosportarten eingetreten die nicht mitversichert sind.
- Es wurden Fristen verabsäumt.
- Es wurde gegen Obliegenheiten verstoßen, wie beispielsweise
- wenn nach dem Unfall nicht unverzüglich ein Arzt aufgesucht worden ist.
- dem Versicherer erst einige Zeit später den Unfall gemeldet hat.
Achtung: nur weil die Versicherung behauptet, dass ein Ausschlussgrund vorliegt, muss dies noch lange nicht stimmen. Der Verstoß gegen eine Obliegenheit führt darüber hinaus nicht automatisch dazu, dass der Versicherer nicht zahlen muss.
Wenn Sie Zweifel haben empfehlen wir eine genaue Prüfung.
Ablehnung
Wenn es zu einer Ablehnung durch die Versicherung kommt, müssen sie ihre Ansprüche innerhalb eines Jahres gerichtlich geltend machen. Ansonsten muss die Versicherung nicht mehr zahlen, auch wenn die Ablehnung falsch war. Es empfiehlt sich daher schnell zu handeln. Aufgrund dessen sollten mit der Versicherung eventuelle Unstimmigkeiten bezüglich dem Geschehensablauf, fehlenden Unterlagen udgl. umgehend geklärt werden.
Gutachten einholen
Falls die Versicherung ihre Ablehnung auf ein medizinisches Gutachten stützt, kann es sinnvoll sein, ein unabhängiges Gegengutachten einzuholen. Dieses sollte von einem Experten in dem betreffenden medizinischen Bereich erstellt werden und die Unfallfolgen genau dokumentieren.
Ein Gutachten ist jedoch mit erheblichen Kosten von mehreren hundert bis mehreren tausend Euro verbunden. Unter Umständen kann ein Gutachten auch im Rahmen eines Gerichtsverfahrens eingeholt werden. Gleiches gilt, wenn die Versicherung bezahlt, aber weniger als man sich vorgestellt hat. Wenn Sie über eine Rechtsschutzversicherung verfügen, kann es sein, dass diese die Kosten des Gutachtens im Gerichtsverfahren trägt.
Einschaltung eines Anwalts
Wenn der Widerspruch erfolglos bleibt oder sie länger keine Antwort erhalten, sollten Sie noch vor Ablauf der Fristen einen Anwalt aufsuchen. Dieser kann prüfen, ob die Ablehnung rechtens ist, und weitere rechtliche Schritte einleiten. Oftmals kann schon ein anwaltliches Schreiben die Versicherung zum Einlenken bewegen.
Dies ist insbesondere dann empfehlenswert, wenn Sie über eine Rechtschutzversicherung verfügen. In diesem Fall kann ein Gutachten in einem Gerichtsverfahren eingeholt werden, die Kosten werden in der Regel von der Rechtsschutzversicherung getragen.
Klage vor Gericht
Sollte auch das Schlichtungsverfahren keinen Erfolg bringen, bleibt als letzter Schritt die Klage vor Gericht. Hier wird der Fall dann von einem Richter entschieden. Wichtig ist, dass Sie sich gut vorbereiten und alle notwendigen Beweise und Dokumente vorlegen können.
Dies ist jedoch mit Kosten von mehreren tausend bis zehntausend Euro verbunden. Wenn Du keine Rechtsschutzversicherung hast solltest du jedenfalls die Kosten mit den Erfolgsaussichten abwägen. Dein Anwalt sollte dich hier gut beraten!
Wenn die Unfallversicherung nicht zahlt, ist dies ärgerlich und kann erhebliche finanzielle Folgen haben. Es ist jedoch wichtig, besonnen und strukturiert vorzugehen. Durch das Prüfen der Ablehnungsgründe, das Einlegen eines Widerspruchs, die Einholung eines Gegengutachtens und gegebenenfalls die Einschaltung eines Anwalts stehen Ihnen verschiedene Wege offen, um Ihre Ansprüche doch noch durchzusetzen.
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Mag. Julius Schneider
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